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  • AutorenbildAndreas Laue

Jotunheimen - Im Heim der Riesen


Fannaråken, ein Gebirgszug in Jotunheimen, Norwegen

Das Heim der Riesen, wie das Gebirge Jotunheimen ins deutsche übersetzt heißt, ist das höchste Gebirgsmassiv in Norwegen und ganz Skandinavien. Der Name ist dem altnordischen Wort jotunheimr „Welt der Riesen“ entlehnt und wurde 1862 durch den norwegischen Dichter Aasmund Olavsson Vinje geprägt.

Zwischen dem Sognefjord im Westen und Valdres im Osten, in den Provinzen Vestlandet und Innlandet gelegen, umfasst das Gebirge insgesamt eine Fläche von etwa 3.500 km².

Bestehend aus Hunderten von Berggipfeln, von den wildesten im westlich gelegenen Hurrungane bis zu rundlichen Kuppen im äußersten Osten über gigantische Trogtäler mit einer reichen alpinen Flora und Fauna, rund 60 Gletschern, wilden Bergbächen und langgestreckten Hochgebirgsseen, bietet es ein Eldorado für Wanderer, Bergsteiger und Skitourengeher, welches in diesem Umfang seinesgleichen sucht.

Die meisten markierten Wanderpfade liegen im Bereich des Nationalparks Jotunheimen, welcher mit einer Fläche von 1.100 km² im Jahr 1980 ausgewiesen wurde und zu einem der schönsten Nationalparks des Landes zählt.

Hier befinden sich die höchsten Gipfel des Landes, über 250 von ihnen ragen über 1900 m und 20 sogar über 2300 m Höhe hinaus.

Touren auf die Gipfel der beiden höchsten Berge des Landes, dem Galdhøpiggen, 2.469 m und dem Glittertinden, 2.457 m sowie die Überquerung des berühmten Besseggengrates gehören mit zu den spektakulärsten Bergwanderungen, die man in Norwegen unternehmen kann.

Außerdem sind Wanderungen über 5-7 Tage, in denen man den Großteil des zentralen Teils von Jotunheimen erwandert, als Hüttenrundtour oder mit dem eigenen Zelt sehr populär.



Touren in Jotunheimen

DNT-Wegweiser nach Glitterheim, Besseggen und Bessheim im Jotunheimen, Norwegen

Jotunheimen - øst


Besseggen

Eine der populärsten Touren in Jotunheimen, wenn nicht ganz Norwegens.

Jährlich wandern zwischen 30.000 - 50.000 Menschen diesen vom norwegischen Wanderverein DNT ausgewiesenen Pfad entlang. Er beginnt an der am Ostrand des Jotunheimen-Gebirges auf ca. 1000 m ü. NN gelegenen DNT-Hytte Gjendesheim sich am Bergmassiv hinauf zu schlängeln.

Kurz nach Beginn des Weges, es geht allmählich stetig bergan, kommt man, auf einen ab 2005 von nepalesischen Sherpas angelegten Steinplattenweg. Anfangs geht es durch sehr vegetationsreiche Landschaft, bis man zu einer Weggabelung kommt, von der man nordwärts zur Hütte Glitterheim gelangt, welche am Fusse des Glittertind, Norwegens zweithöchstem Berg liegt und weiter westwärts Richtung Besseggen.

Dies ist unser Weg, der bald über ein kleine mit einer Eisenkette abgesicherte Schlüsselstelle durch felsiges Gelände führt. Man braucht auf dem gesamten Weg keinerlei bergsteigerische Fähigkeiten, aber wenn es geregnet haben sollte, kann man hier und da schon einmal die Hände zum Abstützen gebrauchen.


Auf dem weiteren Weg hinauf Richtung Gipfel, flacht es merklich ein, bis man die übergroße Gipfelpyramide auf 1.743 m Höhe, dem höchsten Punkt des Veslefjells, erreicht hat.

Die relativ einfach zu begehende Strecke im Bereich der Gipfelpyramide ist gut mit weiteren Steinmännchen bestückt, die bei schlechter Sicht und Nebel hilfreiche Orientierungspunkte darstellen.


Sobald man den Bereich des Massivs erreicht hat, von dem aus der Abstieg über den eigentlichen Besseggengrat (auf dt. auch Bärengrat genannt) beginnt, wird man bei guten Wetterbedingungen mit einem der sicherlich großartigsten Ausblicke, die man in ganz Jotunheimen genießen kann, belohnt.

Wie auf einer riesigen Panorama-Leinwand, öffnet sich plötzlich der Blick auf ein unendlich scheinendes Gipfelmeer, bestehend aus Hunderten von teils schnee- und gletscherbedeckten Bergen und dem tief unten liegenden smaragdgrün schimmernden Gjendesee, dass es einem seiner Großartigkeit und Schönheit wegen, förmlich den Atem verschlägt.


Besseggen am Gjende-See in Jotunheimen, Norwegen

Nun beginnt wohl einer der spektakulärsten Abschnitte der gesamten Tour. In treppenartigen Absätzen geht es bergabwärts Fels über Fels Richtung dem schwarz-blau leuchtenden See Bessvatnet, am Fuße der mächtigen Besshø gelegen.

Der gesamte Abstieg ist eine im Grunde genommen ungefährliche Angelegenheit, er ist breit genug um anderen und entgegenkommenden Wanderern aus dem Weg zu gehen. Es gibt keine ausgesetzten Stellen, sollte man aber dadurch, dass es recht frei und teils etwas luftig um einen herum wirken kann, etwas Höhenangst verspüren, ist es kein Problem, die ein oder andere Pause einzulegen. Geht man in umgekehrter Richtung diesen Weg, wird man dieses „Problem" nicht haben, dafür muss man sich aber stetig umdrehen, um die großartigen Ausblicke ins Gebirge hinein genießen zu können.


Unten am Bandet (das Band) angekommen, hat man sozusagen das „Bindeglied" zwischen dem Gjendesee auf 1.000 m und dem Bessvatnet auf ca. 1.400 m Höhe erreicht.

Eine schmale Strecke von wenigen hundert Metern Länge , die für die norwegische Wasserkraftindustrie bis Ende der 1970er Jahre von großem Interesse war. Denn hier sollte ein Wasserkraftwerk entstehen, indem die Wassermassen des höher gelegenen Bessvatnet in riesigen Röhren Richtung 400 Meter tiefer gelegenen Gjende-See stürzen und somit Strom produzieren sollten.

Glücklicherweise wurden die langjährigen Bemühungen des norwegischen Bergwandervereins DNT und des Naturschutzverbandes für den Schutz und gegen den Ausbau der Natur in die Tat umgesetzt und per königlichem Beschluss wurde am 05. Dezember 1980 der Jotunheimen Nationalpark gegründet.


Besseggen mit Blick auf den See Bessvatnet

Einen schönen Pausenplatz hier zu finden, sollte kein Problem sein. Tolle Fotomotive erwarten einen wiederum, sei es der Blick auf die gegenüberliegenden Gjendealpen mit ihren spitzen Gipfeln und Gletschern, den Besseggengrat hinauf, den man soeben erfolgreich bezwungen hat oder dem blauschimmernden Bessvatnet entlang.

Weiter geht es über einen schmalen, aber gut zu laufenden Pfad hinauf Richtung dem kleinen See Bjørnbøltjønne auf 1.474 m. Hier kann man wiederum eine Pause einlegen und sich mit frischem Trinkwasser versorgen.

Es geht ca. 2,5 km weiter ohne weitere nennenswerte Höhenunterschiede bewältigen zu müssen, bis der Pfad sich allmählich durch, besonders während einer Herbsttour, rot und gelb leuchtende Birken sowie Blaubeer- und Preiselbeersträucher den Berghang hinab schlängelt, um am Ende dieser Tour zu der privat geführten Hytte Memurubu zu gelangen. Diese liegt traumhaft auf einer kleinen Landzunge, mittig am Gjendesee gelegen und unmittelbar nebenan fließt der Gletscherfluss Muru, aus dem nordwestlich gelegenen Memurudalen kommend, entlang und mündet kurz unterhalb der Hüttenansiedlung breit mäandernd in den türkisfarbenen See hinein.


Blick auf das Bergmassiv der Memurutindene in Jotunheimen, Norwegen

Umrahmt von den mächtigen Gipfeln der Memurutindene und der Surtningssue mit ihren Gletschern sowie der östlich gelegenen Besshø ist Memurubu nach einer eventuellen Zwischenübernachtung ein hervorragender Ausgangspunkt für weitere Wanderungen.

Andererseits kann man von hier per Boot über den Gjendesee zurück nach Gjendesheim gelangen.


Viele setzen von hier ihre Tour über das Bukkelægeret zur DNT-Hütte Gjendebu am westlichen Ende des Gjendesees fort, so dass man am Ende dieser Tour den Gjendesee in seiner kompletten Länge von 17 km durch einmalig schöne Gebirgslandschaft entlang gewandert ist.


Wir haben diese Tour hier in Ost-West Richtung von Gjendesheim nach Memurubu beschrieben, welche der Aussicht wegen, unserer Meinung nach die schönere ist. Wer etwas „Höhenluft" beim Abstieg nicht so mag bzw. sich unsicher ist, ob der Streckenlänge am Nachmittag das letzte Boot von Memurubu zurück nach Gjendesheim nicht mehr zu erreichen, sofern man am gleichen Tag wieder zurück möchte/muss, kann die Tour auch gern in umgekehrter Richtung laufen.


Blick aus dem Memurudalen hinunter auf den See Gjende und die gegenüberliegenden Gjendealpen

Dann nimmt man früh morgens das Boot nach Memurubu und geht die Tour in West-Ost Richtung. Egal in welcher Richtung man den Besseggen letztendlich wandert, am Ziel angekommen, wird man überwältigende Erinnerungen für sich mitnehmen und in sein Herz geschlossen haben.


Tour in Fakten und Zahlen:

Start: ab Gjendesheim oder Memurubu, Bootstransfer Gjendesee Juni-Sept. Distanz: ca. 14 km, Höhenprofil 1.002 m - 1.740 m - 1.010 m Dauer: ca. 6 bis 8 Stunden Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll

Links: www.gjende.no/de/ (Fahrplan Boot auf deutsch)

www.gjendesheim.dnt.no/en/ (Hütteninfos auf englisch)

www.memurubu.no/en/home/ (Hütteninfos auf englisch)



MS Gjendine auf dem See Gjende im Jotunheimen, Norwegen

Hast du weitergehende Fragen zu Jotunheimen, Gjendesheim, Besseggen oder anderen Touren in dieser Gegend, zögere nicht, uns zu kontaktieren. Ich habe auf Gjendesheim mehrere Jahre u.a. als Guide gearbeitet und entsprechend viele Bergtouren in der Region unternommen.


Weitere Tourvorschläge werden folgen!


Jotunheimen - øst

Bukkehåmmaren

Besshø

Knutshø

Nautgardstind

Leirungsdalen

Kalvehøgdi



Jotunheimen - sentral

Kirkja

Leirvassbu


Jotunheimen - vest

Hurrungane

Fannaråken

Krossbu-Smørstabbreen


Jotunheimen - sør

Tyin-Eidsbugården

Uranosbreen-Uranostind

Falketind-Hjelledalstind

Utladalen-Vettifossen


Jotunheimen - nord

Galdhøpiggen fra Spiterstulen

Galdhøpiggen fra Juvasshø

Glittertind fra Glitterheim

Glittertind fra nord


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