top of page
  • AutorenbildAndreas Laue

God Påske - So feiert man Ostern in Norwegen.


Norwegische Flagge auf Schneeschuh

 

… Hüttenferien, Osterlamm und Osterkrimi, Skilaufen, Sonne, warmer Kakao, Schokolade und Apfelsinen – diese Begriffe sind fester Bestandteil der Ostertradition im Königreich Norwegen.


Während in Deutschland wieder einmal so gut wie nichts von einem Winter zu sehen und spüren war, der Frühling nun endlich ausgebrochen zu sein scheint und die Blumen unaufhaltsam sprießen, liegt in vielen Regionen Norwegens der Schnee teils noch meterhoch. Die Sonne steigt allerdings auch hier mit jedem neuen Tag höher im Zenit und wenn Ostern ist in Norwegen, dann ist Ostern und es bricht eine kleine Lawine los unter den knapp 5,5 Millionen Norwegern!

Da werden von den meisten Norwegern die Rucksäcke gepackt, die Ski aufs Autodach geschnallt, schnell noch Verpflegung für die Feiertage eingekauft und dann geht’s los auf die so geliebte Hütte. Egal ob sie im Wald, auf einer baumlosen Hochebene, im Gebirge oder am Wasser liegt – Ostern ist det koselige hyttelivet (zu dt. das gemütliche Hüttenleben) mit der ganzen Familie angesagt!


Tradition und Feiertage besitzen in Norwegen einen sehr hohen Stellenwert, ab Mittwoch vor skjærtorsdag (Gründonnerstag) schließen die meisten Firmen und alle Geschäfte bis einschliesslich Ostermontag. Nur am Samstag hat man für ein paar Stunden nochmals die Möglichkeit zum Nachkaufen. Statt Konsumwahn und offenen Kaufcentern bis 24.00 Uhr besinnt sich hier der Mensch auf andere Tugenden – Familie, Ruhe und Natur.

In den zahlreichen Gebirgsregionen und Hochebenen des Landes befinden sich eine Vielzahl an Hütten – privat, wie auch zur Vermietung - statistisch gesehen hat wohl ca. jeder zehnte Norweger seine eigene Hytte.

Tagsüber in der grandiosen Natur Ski laufen, mit den Kindern im Schnee spielen, ein Igloo bauen und kleine Ostergeschenke verstecken, vor der Hütte den Grill anwerfen und pølser i lomper (Würstchen in Kartoffelfladen) essen, sich ein erstes utepils (Bier im Freien) und Sonnenbad genehmigen, am Abend påskelam og rødvin (Osterlamm und Rotwein) speisen, danach zum Ausklang des Tages am knisternden Kamin sitzen, um sich noch einen Kaffee mit einem Stück blødkake (Sahnetorte) zu gönnen und nicht zu vergessen, vor dem Einschlummern vielleicht noch ein paar Seiten im neuesten påskekrim* (Osterkrimi) lesen – so und ähnlich kann Ostern in Norwegen aussehen...


 


 

„ Jetzt heißt es aber aufstehen, sich herausschälen aus dem ach so warmen Bett, der Holzofen bullert schon in der gemütlichen Hüttenstube, die Sonnenstrahlen reichen wie lange Arme ins Innere der Hütte und hüllen alles in ein golden warmes Licht. Ein erster Blick durch die Hüttentür hinaus – gleißender Sonnenschein wärmt einem sofort das Gesicht, der Blick aufs Thermometer zeigt uns aber stolze minus 21 °C – trotz Märzsonne und Vogelgezwitscher ist hier noch tiefer Winter, über 1 Meter Schnee, halbmeterlange Eiszapfen säumen die Dachkante, es knirscht herrlich unter den Gummipantoffeln auf dem Gang zur Aussentoilette – ach, wie schön kann doch das einfache Leben sein!

Nach dem Frühstück – die Rucksäcke sind gepackt mit Broten, warmen Getränken, Schokolade und Apfelsinen, die Sonnencreme nicht zu vergessen – die Ski noch schnell gewachst und ab geht’s durch den ungespurten, tiefen Schnee Richtung Loipe. Da sind plötzlich andere Spuren zu sehen – ein Elch hat sich über Nacht in den unsrigen vom Vortag bewegt! Jedesmal herrscht wieder Freude und Begeisterung darüber.

Wir nähern uns langsam der Hochebene, auf der wir weiter zu unserem Hausberg wollen. Sie ist sonnenüberflutet, der Frühling kann eigentlich nicht mehr weit sein – es ist warm, die Jackenärmel werden hochgekrempelt, die Thermosflasche rundum gereicht. Das Rucksackthermometer zeigt aber immerhin noch minus 8 Grad. Die Sicht reicht weit über die Wälder und kahlen Ebenen bis nach Jotunheimen, dem „ Reich der Riesen" und noch weiter entfernt sind verschleiert die Gipfel der Rondane zu erkennen.

Es ist wie eine Erinnerung an weit zurückliegende Kindheitstage – diese Landschaft, schon zig mal erlebt und auf Ski erkundet, erinnert sie mich an meine alte Eisenbahnplatte – kleine Tannenbäumchen hier und da, einzelne Hütten, aus deren Schornsteinen leichter Rauch aufsteigt, die Balken ächzen unter den noch dick verschneiten Dächern.

Plötzlich ein Pfiff – ich habe wieder einmal die Zeit vergessen und während dessen etliche Fotos geschossen - die anderen wollen weiter. Die Sonne verschwindet bald hinter dem Horizont und es wird wieder spürbar kälter ”.


 

Kaminfeuer in einer Hütte in Norwegen

Ostern halt – in Norwegen. God påske!


(...so u.ä. habe ich mit meiner Familie mehrfach Ostern in Norwegen verlebt)


 

* die meisten jährlichen Neuerscheinungen an Kriminalromanen kommen in Norwegen immer zu Ostern in die Geschäfte, die Leute haben Zeit auf ihren Hytten zu lesen und der Buchhandel freut sich über gute Umsätze. Übrigens - 15,5 Bücher liest statistisch gesehen jeder Norweger im Schnitt pro Jahr - damit gehören sie zu den lesefreudigsten Menschen in Europa.

635 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page